Risiken bei der Bekämpfung von Geldwäsche und von Terrorismusfinanzierung
ArtikelWelche Auswirkungen hatte die Corona-Pandemie auf CFT- und AML-Risiken?
Die Corona-Pandemie war nicht nur im Hinblick auf das Gesundheitssystem global eine schwerwiegende Krise, sondern hat auch zunehmend die Ablösung von Bargeldtransaktionen durch Karten- und digitale Zahlungen beschleunigt. So wiesen zum Höhepunkt der Pandemie verschiedene Länder, etwa auch die chinesische Regierung, ihre Banken an, Münzen und Scheine zu desinfizieren.
Laut Zahlen der DBS Bank in Singapur hat die Pandemie nicht nur bei Online-Zahlungen zu einem noch nie einem beispiellosen Anstieg geführt, sondern auch zu einem Einbruch um 11 % bei Bargeldabhebungen und -einzahlungen zwischen Januar und März 2020 im Vergleich zum Vorjahr. Auch die Gastarbeiter in Singapur setzen inzwischen zunehmend auf digitales Banking: Allein bei der POSB Bank Singapur wurden im April 2020 41.000 Online-Bankkonten von ausländischen Arbeitnehmern für ihre Gehälter und elektronischen Überweisungen eröffnet.
Auch andernorts lassen sich ähnliche Entwicklungen beobachten: So berichtet die vietnamesische Zentralbank von einer Zunahme bei inländischen Zahlungen mit Bankkarten um 26,2 % und einer Steigerung beim Transaktionswert von 15,7 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Zwar zeichnete sich schon vor der Pandemie ein erheblicher Anstieg bei bargeld- und kontaktlosen Zahlungsmitteln ab, doch hat die Krise das Eintreten einer so oft beschworenen „neuen Normalität“ auch bei den Zahlungsmitteln zusätzlich beschleunigt. Mit ihr einher gehen gleichzeitig aber auch neue Risiken für Anbieter digitaler Zahlungen bei der Bekämpfung von Geldwäsche (AML) wie auch bei der Bekämpfung von Terrorismusfinanzierung (CFT).
Dabei wiegen sechs Risiken im Zusammenhang mit AML und CFT in sechs Bereichen besonders schwer, auf die wir im Folgenden eingehen.
Die neue Dominanz des E-Commerce
Social Distancing und die rasante Zunahme bei Online-Bestellungen haben nicht nur das digitale Transaktionsvolumen signifikant erhöht, sondern auch bargeldlose Zahlungsmöglichkeiten umfassend erweitert. Mit 30 % hat nahezu ein Drittel der Verbraucher im südostasiatischen Raum in den ersten sechs Monaten des Jahres 2020 online mehr ausgegeben. Parallel haben ganze 47 % ihre Ausgaben im stationären Einzelhandel reduziert. Das Online-Shoppingportal Lazada spricht hier von einer Vervierfachung bei den Online-Verkaufszahlen für Lebensmitteln in Singapur seit Beginn der lokalen Lockdown-Maßnahmen im April 2020.
Angewendet wurden dabei Methoden mit hohen Temperaturen und ultraviolettem Licht, anschließend folgte eine Quarantäne von mindestens sieben Tagen, bevor die Geldmittel wieder in den freien Zahlungsverkehr gelangten. Auswirkungen hatten die Maßnahmen dabei aber nicht nur auf Verbraucher, sondern parallel auch auf die Geldwäschebekämpfung und damit verbundene Risiken.
Trotz der Lockerungen der Quarantänebestimmungen in verschiedenen Teilen Asiens bleiben Banknoten und Münzen für viele Verbraucher auch langfristig hygienebedenklich, während digitale Zahlungen nicht nur in diesem Zusammenhang sicherer sind, sondern zudem in vielerlei Hinsicht ungleich praktischer.
Doch die Allgegenwärtigkeit und der niedrigschwellige Zugriff auf Online-Marktplätze wie Lazada, Shopee, Alibaba und Tokopedia machen es gleichzeitig einfach, Online-Stores als Schein- oder reines Durchgangsunternehmen einzurichten – ein nicht unerhebliches Risiko im Hinblick auf AML und CFT. In China haben Geldwäscher beispielsweise über gefälschte E-Commerce-Käufe Geld an Offshore-Glücksspielseiten transferiert.
Neben ihrer Rolle als Anbieter einer sicheren Plattform zur Bezahlung von Online-Einkäufen finden sich digitale Zahlungsprovider nun auch an vorderster Front beim Kampf gegen Geldwäsche und Zahlungsbetrug. Gleichbedeutend ist dies unter anderem mit der Notwendigkeit, im Rahmen einer Geschäftsbeziehung mit Kunden konsequente Sorgfaltsprüfungen durchzuführen und Sicherheitsmaßnahmen wie Tokenisierung anzuwenden.
E-Wallets und AML-Risiken
Mehr und mehr digitale Transaktionen haben nicht zuletzt auch im asiatischen Raum zu einer verstärkten Nutzung von elektronischen Geldbörsen bzw. E-Wallets geführt. So etwa auch auf den Philippinen, wo Online-Einkäufe traditionell bevorzugt per Nachnahme bezahlt wurden. Mit GCash verzeichnete die größte mobile Zahlungsplattform des Landes zwischen März und Juni 2020 einen sprunghaften Anstieg neuer Nutzer um 150 %.
Wie diese E-Wallets AML-Vorschriften umsetzen, unterscheidet sich jedoch von Plattform zu Plattform teils signifikant, und so verfügen einige unter Umständen über nur unzureichende Mechanismen zur Verifizierung der Kundenidentität. Bei anderen können mehrere Nutzer über ein Gerät auf verschiedene E-Wallet-Konten zugreifen. Derartige Schwachstellen machen diese digitalen Geldbörsen entsprechend anfälliger gegenüber CFT- und AML-Risiken.
Schützen können E-Wallet-Anbieter ihre Plattform mithilfe von Technologien zum Transaktionsmonitoring für AML, durch Identifikation von Diskrepanzen bei der Kundenidentität im Registrierungsverlauf sowie häufiger Barabhebungen von Geldern und Verschiebung zwischen Konten mit rascher Abfolge.
Prepaid-Karten
Laut Prognosen der Analysten von Allied Market Research wird der globale Market für Prepaid-Karten bis 2022 ein Umsatzvolumen von 3,653 Billionen US-Dollar erreicht haben. Prepaid-Karten haben in den vergangenen Jahren ein zunehmend virtuelles Format angenommen: In diesem Zuge haben Plattformen wie GrabPay und PayMaya Verbrauchern in Südostasien die Möglichkeit gegeben, Geld in ihre Apps zu laden – eine ähnliche Funktionsweise wie bei E-Wallets also.
Auch bei Prepaid-Karten machen der niederschwellige Zugang und zudem die relative Anonymität, die sie bieten (es besteht keine Notwendigkeit, sie mit einem Bankkonto zu verknüpfen), das Zahlungsmittel zu einem begehrten Ziel für alle drei Phasen der Geldwäsche: Einspeisung, Verschleierung und Integration. Eine beliebte Geldwäschetaktik bei Prepaid-Karten ist das sogenannte „Smurfing“: Hierbei werden geringere Geldbeträge, die unter der Meldegrenze nach Know-Your-Customer- und AML-Standards für Geldwäsche liegen, auf sie eingezahlt und zur Bezahlung von Ausgaben genutzt.
Lösen lässt sich diese Herausforderung für Anbieter von Prepaid-Karten relativ einfach durch effektivere Absicherung ihrer virtuellen Kartenmanagement-Plattformen und der Karten selbst. Auch weitere Maßnahmen erweisen sich als äußerst zielführend, z. B. Beschränkungen bei der Aufladung und für Ausgaben, strengere Kontrollen für den Bargeldzugang und die Beschränkung des Zugangs für und auf bestimmte Regionen.
Online-Geldtransfers und AML-Risiken
Wenngleich die Pandemie global auch bei Überweisungen zu einem starken Rückgang geführt hat, geht die Weltbank davon aus, dass das Transaktionsvolumen hier in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommensniveau bis 2021 um 5,6 % auf 470 Milliarden US-Dollar steigen wird.
Doch mit der zunehmenden Verbreitung von Apps für digitale Geldtransfers wie Remitly und TransferWise ist es für Geldwäscher noch einfacher geworden, ursprünglich illegal erwirtschaftete Gelder grenzübergreifend zu bewegen.
Über illegale Kuriere („Money Mules“) wird Geld im Auftrag unerkannt verschoben, Sorgfaltsprüfungen werden mit gefälschten Ausweispapieren umgangen.Überweisungsanbieter müssen daher Systeme einsetzen, die bei verdächtigen Verhaltensweisen automatisch Alarm schlagen. Hierzu gehören etwa bestimmte Überweisungssequenzen und Geldtransfers in Länder mit hohem Risiko. Auch sollten Online-Überweisungsservices die Empfehlungen der Financial Action Task Force (FATF) nahtlos umsetzen.
Online-Gaming und Mikrozahlungen
Seit geraumer Zeit stehen Online-Spiele und insbesondere MMORPGs (Massive Multiplayer Online Role-Playing Games) im Verdacht, ein noch wenig beachtetes Einfallstor für Geldwäsche zu sein. Geschuldet ist dies der Verwendung von In-Game-Credits zum Kauf von Objekten im Spiel – praktisch einer Art Kryptowährung. Über diese ist es Kriminellen gelungen, erhebliche Geldbeträge zu waschen, indem sie die Spielwährung kaufen und sie zu einem günstigeren Betrag an Gamer weiterverkaufen, ohne dabei AML-Alarmmeldungen auszulösen. Dieses Methodik wird als Mikrogeldwäsche bezeichnet.
Mit dem richtigen Transaktionsmonitoring können Spiele-Entwickler jedoch entsprechende Systeme zur Erkennung von Mikrogeldwäsche-Vorgängen implementieren. Entscheidend sind dabei die richtigen Regelmechanismen und Workflows, um entsprechende Risiken zielsicher auszumachen. So kann ein passend eingestelltes AML-System nicht nur große Einzeltransaktionen identifizieren, sondern auch weniger offensichtliche Methoden wie hunderte kleinerer PayPal-Transaktionen im Wert von 100 Dollar.
Treuhanddienste und AML-Risiken
Treuhanddienste kommen häufig bei Online-Marktplätzen für Freelance-Aufträge, Kauf- und Verkaufsplattformen sowie für verschiedene Online-Transaktionen vom Kauf von Domain-Namen bis hin zu Fahrzeugen zum Einsatz. Auch diese Services lassen sich ausnutzen, um schmutziges Geld über Geldkuriere zu waschen.
Dabei kann ein Nutzer beispielsweise einen fingierten Auftrag auf einem Freiberufler-Marktplatz schalten. Diesen bietet er für einen fixen Transaktionswert an, den er waschen will. Derselbe Nutzer kann nun mit einer anderen IP-Adresse ein weiteres Konto eröffnen oder einen Geldkurier beauftragen, sich für diesen Pseudo-Auftrag zu bewerben. Nach Abschluss gibt der Marktplatz das nun gewaschene Geld über den Treuhanddienst frei.
Am direktesten lösen lässt sich dieses Problem durch die Implementierung von Know-Your-Customer- und AML-Verfahren zur Verifizierung der Identität aller beteiligten Nutzer, Verkäufer und Käufer im Treuhandprozess.
Best Practices zur Prävention von AML-Risiken im Zusammenhang mit digitalen Zahlungen
Zur konsequenten Mitigierung aller CFT- und AML-Risiken sollten Anbieter digitaler Zahlungslösungen automatisiertes, intelligentes Transaktionsmonitoring für AML-Systeme implementieren. Mit ihm können Kunden- und Transaktionsdaten effizient analysiert und etwaige Problemfälle nahtlos identifiziert werden. Automatisierte AML-Datenlösungen erkennen dabei nicht nur Risiken, bevor sie ihr Bedrohungspotenzial entfalten können, sondern verringern auch das Risiko menschlicher Fehler und sorgen mithilfe von Updates anhand globaler Watchlist-Datenbanken und Gesetze für eine kontinuierliche Umsetzung aller Vorschriften.
Anbieter von digitalen Zahlungen müssen auf administrativer Ebene proaktiv sicherstellen, dass sie allen für sie geltenden Zulassungs- und Registrierungsanforderungen Rechnung tragen. Durch Integration von Vorschriften und Umsetzung von Richtlinien im Kontext dieser neuen Normalität des Zahlungsverkehrs können digitale Zahlungsanbieter ihre Risikoexposition und potenzielle Schäden in Folge digitaler Geldwäsche effektiv mitigieren.
Ursprünglich veröffentlicht 16 November 2020, aktualisiert am 16 November 2022
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