Finanzdienstleistungen und E-Commerce-Technologien überschneiden sich immer stärker, und so finden auch Kriminelle neue Wege, um Infrastrukturen für Online-Zahlungen zur Verschleierung illegaler Gelder zu nutzen. Eine digitale Weiterentwicklung der traditionellen Geldwäsche ist mit der Transaktionswäsche ein neuer Trend, der noch bis vor Kurzem von Aufsichtsbehörden wie auch Finanzdienstleistern gleichermaßen übersehen wurde.
Angesichts eines geschätzten globalen Volumens von 500 Milliarden US-Dollar im Kontext von Transaktionswäsche im Jahr 2018 gehen Aufsichtsbehörden weltweit härter gegen die Transaktionswäsche vor und bestrafen Unternehmen, die entsprechende Bedrohungen nicht adressieren. Finanzdienstleister, die noch nicht eingehend mit den Risiken vertraut sind, sollten ihr AML-Programm nun entsprechend aktualisieren.
Was ist Transaktionswäsche?
Bei Transaktionswäsche wird die relative Anonymität von Online-Zahlungsdiensten genutzt, um AML-Schutzmaßnahmen zu umgehen, die ansonsten Geldwäschefälle aufdecken. Im Wesentlichen geht es bei Transaktionswäsche darum, dass ein Händler Kartenzahlungen für die von ihm verkauften illegalen Waren abwickelt, indem er das legitime Zahlungsdienstkonto eines anderen Händlers nutzt und so die kriminelle Herkunft der Geldmittel verschleiert.
Wie funktioniert Transaktionswäsche?
Transaktionswäsche wird auch als elektronische Geldwäsche oder Cyberlaundering bezeichnet. Populär wurde die Methodik, weil es inzwischen sehr einfach ist, legitim aussehende Websites einzurichten oder sich Zugang zu legitimen Websites zu verschaffen und über diese auf echte Zahlungskonten von Händlern zuzugreifen. Illegale Transaktionen werden dann über das Zahlungsgateway des legitimen Kontos geleitet und vom Zahlungsdienstleister unwissentlich gewaschen. Bei der Transaktionswäsche kommen die folgenden Schritte zur Anwendung:
- Ein Krimineller, der sich als rechtmäßiger Händler ausgibt, richtet eine illegale Website ein, auf der Kunden illegale Waren bestellen können.
- Der Kriminelle leitet Kartenzahlungen von dieser Website über das Konto bei einem Zahlungsdienstleister eines anderen rechtmäßigen Händlers.
- Der Zahlungsdienstleister bearbeitet die Zahlung und kontaktiert die zugehörige Bank.
- Die gewaschenen Geldmittel werden auf das Bankkonto des Kriminellen eingezahlt.
Auf der eigentlichen Website des Kriminellen werden womöglich Drogen, Waffen oder andere illegale Gegenstände verkauft. Auf der Händler-Website, die der Kriminelle zur Abwicklung seiner Transaktionen nutzt, werden hingegen legale Waren wie Kleidung oder Bücher angeboten und so die eigentlich illegalen Transaktionen verschleiert. Die Website des rechtmäßigen Händlers ist möglicherweise in das Geldwäschesystem des Kriminellen verwickelt (und wurde vielleicht sogar von diesem selbst eingerichtet) oder wurde gehacked, damit der Kriminelle sie heimlich nutzen kann.
Warum ist Transaktionswäsche für Unternehmen ein Problem?
Aufsichtsbehörden können gegen Banken und Zahlungsdienstleister, die in Transaktionswäsche verwickelt sind, empfindliche Geldstrafen verhängen. Das Financial Crimes Enforcement Network (FinCEN), eine US-Bundesbehörde, entwickelt derzeit eine Reihe von Maßnahmen zur Verhinderung derartiger krimineller Aktivitäten. Die EU hat im Zuge der 4. und 5. Geldwäscherichtlinie bereits entsprechende Maßnahmen eingeführt. Im Jahr 2018 verhängte das FinCEN gegen die Merchants Bank of California eine Geldstrafe in Höhe von 7 Millionen US-Dollar aufgrund von AML-Verstößen im Zusammenhang mit Transaktionswäsche.
Die Schwierigkeit für Unternehmen besteht darin, Transaktionswäscheschemata zielsicher zu identifizieren. Denn Kriminelle haben diverse ausgeklügelte Methoden entwickelt, um AML-Kontrollen und aufsichtsrechtliche Prüfungen zu umgehen. Hierzu gehören etwa die Fälschung von Dokumenten und minutiöses Finetuning von illegalen im Vergleich zu legalen Transaktionen. Zusätzlich zu finanziellen Sanktionen müssen Banken und Zahlungsdienstleister, die Transaktionswäsche ermöglichen, auch mit einem erheblichen Imageschaden rechnen.
Wie können Unternehmen Transaktionswäsche adressieren?
Um den Risiken im Zusammenhang mit Transaktionswäsche zu begegnen, sollten Unternehmen ihre AML-Kontrollen und –Monitoringprozesse verstärken und auf die Raffinesse der Kriminellen mit eigenen Strategien reagieren. Bei der Prüfung verdächtiger Transaktionen gilt es, eine Reihe von Faktoren zu berücksichtigen:
- Funktionalität der Website: Untersuchen Sie die Website des verdächtigen Händlers genau, um ihre Funktionalität zu beurteilen. Betrügerische Websites sind häufig weitaus weniger überzeugend als die von Wettbewerbern und für potenzielle Kunden wenig attraktiv.
- Website-Ware: Vergleichen Sie das Warenangebot der verdächtigen Website mit den Verkaufsprognosen und -zahlen. In einem kriminellen Kontext sind diese Zahlen oft nicht stimmig oder unrealistisch.
- Ungeklärte Trends: Websites, die in Transaktionswäsche verwickelt sind, weisen oft unerklärliche Umsatzspitzen oder auffällig konsistent hohe Umsatzvolumina auf, die nicht zu den von ihnen verkauften Produkten passen.
- Customer Due Diligence: Mit stärkeren CDD-Maßnahmen gehen auch größere Chancen einher, illegale Aktivitäten wie Transaktionswäsche aufzudecken. Dabei sollten alle verfügbaren Ressourcen zum Einsatz kommen, um Informationen über die geschäftlich beteiligten Händler sowie die wirtschaftlichen Eigentümer der Geschäfte zu sammeln.
- Regulatorisches Umfeld: Machen Sie sich mit den Behörden und den Vorschriften vertraut, die für Zahlungsdienstleister in Ihrem Land gelten, z. B. mit dem FinCEN der Vereinigten Staaten oder den Geldwäscherichtlinien der Europäischen Union.
Ursprünglich veröffentlicht 22 August 2022, aktualisiert am 16 November 2022
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